Kurzer Abriss der Schulgeschichte

Die Gemeinde Nachtsheim in der Vordereifel wird urkundlich vor über 1000 Jahren erstmals erwähnt, die erste St. Stephanus-Pfarrkirche, der im Laufe der folgenden Jahrhunderte einige der umliegenden Ortskirchen unterstellt wurden, gab es bereits um 850. Nachtsheim war also schon zur Jahrtausendwende ein kirchliches Zentrum und somit dürfte auch das kirchengeführte Schulwesen in dieser Zeit begründet worden sein. Schule im Mittelalter bedeutete allerdings nicht die allgemeine Schulpflicht – das Lesen-, Schreiben- und Rechnenlernen musste man sich leisten können. Mädchen und die einfache (Land-) Bevölkerung hatten im Allgemeinen keinen Zugang.

 

Erste Hinweise auf eine Dorfschule in Nachtsheim gibt es für das Jahr 1552. Unklar ist jedoch, ob der Unterricht – wie damals nicht unüblich – in Privaträumen stattfand, die dafür zur Verfügung gestellt wurden, oder in einem eigenen Schulgebäude. Ein solches wurde um 1666 herum in der Nähe der damaligen Kirche gebaut, um vor allem der Dorfjugend die christliche Lehre und eine absolute Grundbildung näherzubringen. Die Gemeinde stellte einen Lehrer ein, dessen Gehalt von den Eltern der Schulkinder aufzubringen war. Schreiben und Lesen blieben also den wohlhabenderen Familien vorbehalten. Da die Lehrer zu diesen Zeiten noch keine pädagogische Ausbildung hatten, sondern häufig Handwerker waren, dürften auch keine besonderen Ansprüche an die Unterrichtsqualität zu stellen gewesen sein.

 

Nachdem die Eifel 1815 preußisch wurde, kam 1825 auch die allgemeine Schulpflicht ins Land. Die „Volksschule“ für alle Bevölkerungsschichten war geboren und in vielen Dörfern wurden ein- oder zweiklassige Schulen für die acht Schuljahrgänge eingerichtet.

Doch bei der hiesigen Bevölkerung stieß diese Reform zunächst auf erheblichen Widerstand, weil man auf die Arbeitskraft der Kinder nicht verzichten konnte. Hinzu kam, dass die damaligen „Schulgesetze“ bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts staatlicherseits kaum durchzusetzen waren. Es gab nämlich kein flächendeckendes Schulsystem, und somit konnten auch nicht alle schulpflichtigen Kinder eine Bildungsanstalt erreichen. Es fehlte zudem an Schulgebäuden, Lehrern und staatlichen Vorgaben für die Unterrichtsgestaltung.

 

In Nachtsheim wurde das nächste urkundlich eindeutig datierbare Schulgebäude 1854 seiner Bestimmung übergeben. Es handelte sich um eine einklassige Volksschule mit Stall und Schulgarten und einem Turnplatz im nahe gelegenen Wald, in der alle acht Jahrgänge in einem Raum und von einem Lehrer zur gleichen Zeit unterrichtet wurden.

 

1937 wurde das zu kleine Gebäude durch einen Neubau am heutigen Standort im Greimerstälchen ersetzt, der bis zu seinem Abriss und dem Bau der jetzigen Mensa im Jahr 2009 durchgehend genutzt wurde.

Bis 1962 beherbergte dieses Gebäude im Keller außerdem noch eine Haushaltsschule für Mädchen, eine Art ländlicher Berufsschule, welche in etlichen Dörfern zur beruflichen Ausbildung errichtet worden war und später durch die berufsbildenden Schulen in Mayen ersetzt wurde.

 

Zu Beginn der 1960er Jahre stellte sich immer mehr heraus, dass das Bildungsangebot der einfachen Dorfschulen für die zunehmenden Ansprüche der Wirtschaft nicht mehr ausreichte. Also wurde im Jahr 1966 in RP die Volksschule reformiert und durch Hinzufügen der 9. Klasse erweitert. Der marode Zustand und die räumliche Enge der umliegenden Dorfschulen führten dazu, die Schule in Nachtsheim ab 1965 als Mittelpunktschule zu führen, in der alle Schüler des Schulverbands Nachtsheim unterrichtet wurden. Wieder gab es ein Platzproblem. Und so wurde zwischen 1966 und 1968 der erste Teil des heutigen Schulgebäudes mit 8 Klassenräumen und einer Turnhalle errichtet, nachdem weitere Nachbargemeinden dem Schulverband beigetreten waren.

 

Am 28. August 1968 zogen 283 Schüler aus 11 Dörfern und 8 Lehrer in das neue Gebäude ein. Da es aber seit zwei Jahren auch ein 9. Schuljahr gab, war die Schule bereits jetzt schon wieder zu klein, so dass man erneut Jahrgänge zusammenlegen und auch das alte Gebäude weiter nutzen musste.

 

Die Schulentwicklungspläne der verantwortlichen Gemeinden gingen weiter. Erklärtes Ziel war, die Mittelpunktschule mit allen neun Jahrgängen zu einer zweizügigen Hauptschule auszubauen, während andere bisherige Volksschulen den Grundschulstatus erhielten. Zudem wurden viele der üblichen Konfessionsschulen in staatliche Trägerschaft überführt und somit allen Religionen geöffnet. Infolgedessen besuchten die Grundschüler des Schulverbandes Nachtsheim ab 1970 die Grundschule in Boos.

So entstand 1970 in Nachtsheim die St. Stephanus-Hauptschule in einem modernen Gebäude, welches auch heute noch den Kern der Schule darstellt. 1997 und 2002 wurden die Räumlichkeiten erweitert und mit einer zweiten Sporthalle und einer modernen Mensa ergänzt.

Neben den räumlichen Veränderungen am Standort erlebte die Schule auch organisatorisch den Wandel des Bildungssystems zu mehr Durchlässigkeit und größerer Vielfalt. Ab 1992 konnte in einem freiwilligen 10. Schuljahr die Mittlere Reife erworben werden.

Im Jahr 1997 wurde aus der Haupt- die Regionale Schule, die nach der 6. Klasse entweder zur Hauptschulreife oder zur Mittleren Reife in getrennten Bildungsgängen führte. Neu war, dass nach jedem Schuljahr ein Wechsel des Bildungsgangs möglich wurde, ohne dass die Schule gewechselt werden musste. Die organisatorische Straffung der rheinland-pfälzischen Schullandschaft führte ab 2009 zur Umwandlung aller bestehenden Haupt-, Real-, Regionalen und Dualen Oberschulen zur einheitlichen „Realschule plus“, unter deren Dach weiterhin der Hauptschulabschluss (heute „Berufsreife“) und die Mittlere Reife (heute Qualifizierter Sekundarabschluss 1) erlangt werden können.

Schüler und Lehrer in Nachtsheim freuen sich heute über ein landschaftlich schön gelegenes Schulgelände, das viel Raum für sportliche, künstlerische und naturwissenschaftliche Aktivitäten bietet, über ein modernes Gebäude mit naturwissenschaftlichen Fachräumen, einer Schulküche und zwei Computerräumen sowie modernen Klassenräumen, die nach und nach mit Whiteboards ausgerüstet werden.

2018 wird der neue Gebäudekern 50 Jahre alt - Grund genug für verschiedene Festveranstaltungen während des ganzen Jahres.

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